Nachdem wir alle in der HAW Hamburg angekommen waren, niemand erkrankt war (wobei das nicht ganz stimmt: Matthias hatte sich eine dicke Erkältung eingefangen und war zum Schutze aller mit einer OP-Maske vor Mund und Nase erschienen) und auch die Technik funktionierte, haben Matthias und ich den offiziellen Drehtag mit einer kurzen Begrüßung eingeleitet, um sogleich danach für die erste Drehprobe Aufstellung zu nehmen.
Glücklicherweise hatten wir einen ziemlich kompromisslosen Aufnahmeleiter, der uns gut im Griff hatte und wir so den Zeitplan nicht rissen. Danke, Fenja!
Das Drehen an sich war sowas von professionell und stressfrei – ich glaube, damit haben neben mir auch weder das HAW-Team noch die zum Teil anwesenden Profs gerechnet.
Wir Musiker waren jetzt nur noch Passagiere und spielten so, als sei es unser letztes Konzert.
Die Tänzerinnen waren extrem gefordert. Kati hatte tolle Choreographien entwickelt und war mit ihrem Klemmbrett hinter der Kamera und feuerte Elisa und Ann-Kathrin an, alles zu geben. Und sie gaben alles. Nach jedem Take saßen zwei erschöpfte junge Damen links und rechts neben mir und hechelten nach Luft.
Constance, die Pole-Tänzerin, ging auch an ihre physische Grenzen und zeigte eine tolle Leistung. Sie erzählte, dass es nicht selten sei, dass sich Pole-Tänzerinnen nach ihren Darbietungen den Tag buchstäblich nochmals durch den Kopf gehen lassen müssen. Glücklicherweise blieb sie davon verschont.
Lichtteam und Kamerateam waren immer auf der Höhe und extrem engagiert, was sich auch durch kontroverse Diskussionen untereinander äußerte. Aber Reibung erzeugt Wärme, und von Wärme ist beim Dreh viel zu spüren gewesen – auch ohne Reibung. Das lief extrem harmonisch und zielführend ab.
Von der Regie haben wir fast gar nichts mitbekommen, weil die isoliert im Regieraum saß und über Headsets mit dem Studio kommuniziert hat. Lediglich in den Pausen konnte ich einen Blick auf die gefühlt 23 Monitore werfen, auf denen die unterschiedlichen Kameraeinstellungen zu sehen waren. Das war schon Respekt einflößend, was die HAW Hamburg an Lichttechnik und Videotechnik aufgefahren hat. Noch mehr Respekt galt es aber denen zu zollen, die damit umzugehen wussten.
Charles und Dirk waren den ganzen Tag so gut wie unsichtbar und produzierten insgesamt rund 1200 Bilder, die sie mir übergaben und die es zu sichten galt.
Saskia war für mich das Phänomen schlechthin an dem Tag. Wie aus dem Nichts tauchte sie immer dann auf, wenn ich sie gerade suchen wollte, weil mir der Schweiß in Bächen über das Gesicht lief. Unaufgeregt und sorgfältig managte sie auch das Schminken/Pudern in den Pausen und schaffte es immer ganz alleine, alle Beteiligten rechtzeitig bühnentauglich zu machen.
Das Catering war exzellent organisiert. Matthias hatte diese Aufgabe übernommen und für ausreichend Brötchen, Auflage, Getränke und vor allem Kaffee gesorgt! Uns fehlte es an nichts, was den Wohlfühlfaktor nochmals sichtlich steigerte.
Als wir nach drei Songs und – ich glaube – insgesamt ca. 20 Takes am frühen Abend fertig waren, gab es noch ein offiziellen Dank an das Gesamtteam, bevor wir gemeinsam im Flur das erste Feierabendbier genossen haben.
Leider war das HAW-Team schon mit dem Abbau beschäftigt, aber die Studentinnen und Studenten haben dann abends noch ein wenig den erfolgreichen Tag gefeiert.
Am Ende hieß es dann Abschied nehmen. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende und ich war wirklich beeindruckt von der tollen Zusammenarbeit aller Beteiligten. Da griff wirklich jedes Zähnchen jeden Rädchens ins nächste und brachte den Motor zum Schnurren. Ich hatte den Eindruck, dass jeder mehr leistete, als eigentlich möglich war und das Ganze wieder einmal mehr als die Summe der Teile ausmachte. Und es hatten alle Spaß, was man den Videos hoffentlich ansehen wird.
Müde und mit dem guten Gefühl, an etwas Besonderem mitgewirkt zu haben, ging es zurück auf die Autobahn.
Doch nach dem Spiel ist vor dem Spiel – und es ging weiter mit den nächsten Schritten.
Foto: Dirk Neujahr