Die St. Pauli Vollgasrocker Ohrenfeindt haben heute, am 30.10.20, ihr neues Album Das Geld liegt auf der Straße veröffentlicht.
Jeden Tag prasseln neue, dramatisch steigende Inzidenzwerte auf uns ein. Die Regierung sucht fieberhaft nach Möglichkeiten, dieser Entwicklung Herr zu werden, die alubehüteten Schwurbler glauben weiterhin, dass das Virus nur ein Hirngespinst und ungefährlich sei, während ein Simulationsprogramm uns prophezeit, dass bspw. in Bremen ca. ab 15.12. bei der derzeitigen Entwicklung die Intensivbetten für Coronaerkrankte ausgelastet seien.
Da ist es doch schön, wenn es in diesen komischen Zeiten so etwas wie Verlässlichkeit gibt. Ein solcher Fels in der derzeitigen Brandung aus Negativmeldungen zum Infektionsgeschehen und den daraus fatalen Folgen für Künstler und die Künstler- und Gastronomiebranche ist Ohrenfeindt.
Das Power-Trio, Chris, Keule und Andi, hat aus der Not der Zwangspause eine Tugend gemacht und die Aktivitäten ins Studio verlegt, um ein neues Album zu produzieren. Im bekannten 2-Jahres-Rhythmus kommt nun nach Tanz nackt noch vinylwarm das Album Das Geld liegt auf der Straße auf die Plattentheke.
Und was soll ich sagen? Es rifft, basst, bumst und halst, dass einem vor Freude die Tränen kommen möchten. Vom ordentlichen Rocker zum Uptempo-Boogie über den Sprung ganz tief in die Schlangengrube bis zum Schlaflied ist wieder alles dabei, was man mittlerweile von den drei St. Pauli Vollgasrockern erwartet. Und dabei darf wieder einmal nicht vergessen werden, dass es neben der an sich schon fesselnden Musik die Geschichten sind, die Chris auf seine unnachahmliche Art zum Besten gibt. Zuhören statt hinhören.
Zwei Überraschungen gab es für mich: einmal das treibende „Willst Du mit mir gehen“, das für Ohrenfeindt-Verhältnisse schon fast poppig wirkt und musikalisch so schön zum 2011er „Valerie“ passt.
Und dann ist es der vorletzte Song des Album, der mir gnadenlos verdeutlichte, was Ohrenfeindt eigentlich ausmacht. Mensch, das ist eine Live-Band durch und durch und durch. Na klar! Das war ja auch 2007 das, was mich im Jokus in Gießen aufhorchen ließ: die Mischung aus Power, Attitüde und Qualität.
Das wird bei „So nicht“, das live im Gruenspan aufgenommen wurde, extrem deutlich. Gnadenlos treiben die drei Musiker das Publikum an und bieten das, was man von einer Live-Band oft erwartet und vielfach nicht bekommt.
Um so trauriger ist es, dass es die momentane Situation Live-Auftritte nicht erlaubt.
Und nun seid Ihr, liebe Leserinnen und Leser, gefragt!
Ohrenfeindt – und viele andere Künstler – leben davon, dass sie uns ihre Kunst zugänglich machen und Ihr Euch darüber erfreuen und tanzen, feiern oder was sonst man zu Musik machen kann, könnt!
Aber Ohrenfeindt – und viele andere Künstler – brauchen, um (über)leben zu können, Live-Auftritte oder Einkünfte aus dem Verkauf von ihren Liedern.
Und auch bitte nicht missverstehen, es geht hier nicht um die Bitte um Almosen oder Spenden.
Die Band – und viele andere Künstler – leisten mit ihren künstlerischen Beiträgen etwas. Und Leistung muss entlohnt werden. Ihr geht auch nicht nur aus Spaß zur Arbeit, sondern bekommt einmal monatlich Euer Gehalt oder Euren Lohn.
Live-Auftritte fallen bis auf weiteres erst einmal flach. Aber Ihr könnt die Band unterstützen, in dem Ihr deren Tonträger kauft. Und das schreibe ich ganz bewusst als Nichtfreund der Streamingdienste, bei denen für die Künstler einfach viel zu wenig übrig bleibt.
Kauft Ihr eine echte CD oder eine echte Schallplatte von Ohrenfeindt – und von vielen anderen Künstlern auch – bleibt für die Künstler unterm Strich mehr übrig und hilft ihnen, sich über die momentan schlechten Zeiten zu retten. Vor allem dann, wenn die Künstler ihre Alben selbst produzieren.
Vermutlich ist der Zug abgefahren, zumindest bei den Jüngeren, die den Sinn des Kaufs von CDs oder Vinyl nicht verstehen, weil es doch für 10EUR im Monat alle Musik der Welt frei zum Download gibt. Die Büchse der Pandora ist, was das angeht, leider schon geöffnet und das Streaming hat sowohl auf Künstler- als auch auf Konsumentenseite den Point-of-no-return überschritten.
Aber denkt vielleicht mal darüber nach, wenn Ihr das neue Album von Ohrenfeindt streamt und Euch dabei erwischt, wie begeistert Ihr von einem Song seid und die Band dafür so ca. 0,3 Cent bekommt…
Hier gibt es weitere Infos zu Ohrenfeindt:
Website
Facebook
Foto: Andrea Da Silva Nolasco und Cover-Foto: Chris Laut