Heute war es also soweit – wobei das wohl nicht ganz richtig ist, da schon gestern Meldungen über den Ticker gingen, dass die ersten Fans ihr Exemplar zugeschickt bekommen haben.
Zehn Jahre ist es jetzt her, dass ich von Ohrenfeindt als Opener für Torfrock in Gießen überrascht wurde. Seit dem versuche ich mit meinen bescheidenen Mitteln ein wenig dazu beizutragen, dass die Band die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Und seit einigen Wochen verdichteten sich spürbar die Zeichen, dass es wieder etwas Neues geben muss.
Die Marketingmaschine von Ohrenfeindt – den Vollgasrockern aus St. Pauli – rotiert auf Hochtouren und die Ankündigungen des neuen Albums fanden gestern ihren vorläufigen Höhepunkt mit einer RecordReleaseParty im Hamburger Night Light in Hamburg.
Neben einem Meet & Greet mit der Band konnte man auch ab 0:00 Uhr heute morgen die neue Platte direkt von den drei Rockern kaufen. Schreibe ich hier Platte und nicht Album, meine ich das auch genau so. Denn Ohrenfeindt haben sich wieder einmal einiges einfallen lassen, den Kauf des Albums zu versüßen. Neben den obligatorischen Digitalstreams, die uns das Konsumieren so leicht machen, gibt es auch wieder CDs, schicke Boxen z.B. bestehend aus einer Metallbox mit einem 3D Cover, einem Digipak, Stickern und sogar einem Zertifikat.
Mir hat die 3D LED Lampe gefallen. Insgesamt wird das haptische Erlebnis neben dem Genuss des Hörbaren erstklassig bedient!
Der Clou ist aber das Angebot des Albums als Vinyl – es gibt mit Zwei Fäuste für Rock’n Roll eine echte Rock Platte. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich mir das letzte Mal ein Rockalbum als Platte gekauft habe. In schönem weißen oder schwarzen Vinyl gibt es den 12“er. Ich bin mir sicher, dass jeder eingefleischte Fan nicht zufrieden ist, wenn er nur eine Version besitzt. Der Zwilling ist obligatorisch – sonst fehlt was.
In schöner Regelmäßigkeit erzählen uns die Jungs um Chris Laut alle zwei Jahre neue Geschichten aus dem täglichen Leben und verstärken sie mit knallhartem Rock. Schnörkellos, rifflastig, durchbrochen von Mundharmonika und Chris charakteristischem Gesang treibt Ohrenfeindt den Hörer durchs rund 47minütige Programm.
Und auch bei diesem Album sollte man wieder genau zuhören, um alle Textperlen zu genießen, die sich wieder viel zu unauffällig hinter der rauhen Fassade des Starkstromrocks verstecken.
Wer Ohrenfeindt schon länger kennt und schätzt, erwartet bei einem neuen Album musikalisch keine Überraschungen sondern verlangt nach Kontinuität. Dieses Mal durchbrechen die Drei des Powertrios aber hier und da die Kontinuität. In „Zu früh“ findet sich eine Melodieführung mit Bass, der man sich nicht entziehen kann und höre ich in „Irgendwann“ Chimes?
Auch scheinen mir die Riffs an Komplexität zugenommen zu haben, ohne überfüllt zu wirken, sondern auf den Punkt mit dem Schlagzeug abgestimmt. Andi führt uns ziemlich in die Irre – glaubt man beim Hören, dass das Schlagzeug straight spielt, stellt man beim Zuhören fest, dass er ordentlich variiert.
„Koks und Noten“ ist auf Anhieb mein Favorit geworden – mag sein, dass es daran liegt, dass ich mir wegen der Umrüstung meiner Gitarre in letzter Zeit viel Musik von australischen Wechselstrom/Gleichstrom Spezialisten aus deren Frühphase angehört habe. Keule hat da in meinen Ohren genau den richtigen Ton gefunden.
Ich bin mir sicher, sie werden auf ihrer anstehenden Tour die Fans ordentlich zum Rocken bringen. Schade, dass sie schon in Bremen waren und dieses Jahr nicht wiederkommen. Aber es soll ja auch andere norddeutsche Städte mit guten Clubs geben, in denen Ohrenfeindt spielen.
Auf jeden Fall lohnt ein Blick ins Video zu Irgendwann, das kürzlich in einem weltbekannten Hamburger Club aufgenommen wurde.
Wer dann noch nicht genug hat, kann sich noch König und Rebell anschauen, sollte dann aber den Kauf der CD nicht scheuen. Es lohnt sich!
Foto: Billy Schwalbe
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