Nun waren die Aufnahmen im Kasten – fast schon sprichwörtlich, befanden sie sich doch auf der Festplatte meines Rechners. Der nächste Schritt ist der Mix, also das Zusammenmischen der ca. 40 Spuren pro Song, die wir aufgenommen haben.
Schon bevor es ins Studio ging, habe ich mir intensiv Gedanken gemacht, wie und wo ich die Aufnahmen ordentlich mischen lasse.
Oder ob ich sie überhaupt mischen lasse. Eine Möglichkeit wäre ja auch gewesen, dass ich selbst mische. Denn mit ordentlich und professionell aufgenommenem Material sollte dies weit weniger problematisch sein als mit dem bisher von mir selbst aufgenommenen.
Aber es überwog zum Glück die Vernunft. Nein, es sollte jemand mischen, der das professionell macht und über viel Erfahrung verfügt. Gerade die Erfahrung im Umgang mit relativ roher Musik sollte vorhanden sein.
Im Laufe meines Lebens habe ich es mit vielen echten und selbsternannten Mischern zu tun gehabt und ich hätte auf Anhieb drei oder vier Personen nennen können, die ihre Sache auch richtig gut gemacht hätten.
Dennoch war ich überzeugt davon, die Aufgabe einer bestimmten Person zu übertragen. Und das kam so: während meiner intensiveren Beschäftigung mit dem Aufnehmen und Mischen von Instrumenten und meiner Stimme gab es viele Punkte berücksichtigen.
Um einen kleinen Ausschnitt zu zeigen, mit was man sich auseinandersetzen muss, folgend eine kleine und unvollständige Aufzählung: mit welcher Software nehme ich auf? Mit welcher Software mische ich? Welche Plug Ins können mich beim Aufnehmen und Mischen unterstützen, was ist must have, was ist nice to have und was ist überflüssig? Mit welcher Hardware möchte ich arbeiten (Rechner, Monitorboxen, AD/DA-Wandler, Vorverstärker, Mikrofone, Kabel usw.) und welche davon habe ich und welche brauche ich? Wie funktioniert der Aufnahmeprozess, was gibt es dabei zu beachten? Wie funktioniert der Mischprozess und was gibt es dabei zu beachten? Wie funktioniert die Software, mit der ich arbeite (DAW – bspw. Logic Pro X oder Cubase oder ProTools; Kompressoren, Equalizer usw.) und habe ich deren Anwendungsgebiete verstanden und kann ich damit umgehen? Was sind die Besonderheiten beim Mischen der einzelnen Instrumente?
Einfach mal hinsetzen und loslegen ist zwar möglich, aber zunächst nicht zielführend. Und es ist bei der Menge an zu lernendem Stoff auch logisch, dass man sich dieses 1×1 auch nicht in einem Jahr so nebenbei mal drauf schaffen kann. Es ist viel Erfahrung notwendig, um ordentliche Ergebnisse zu erzielen.
Glücklicherweise gibt es heute unzählige Foren, in denen o.g. oder ähnliche Fragen von vielen mehr oder weniger geduldigen Menschen gelesen und beantwortet werden.
So fand ich mich schon seit seit 2007 regelmäßig im Logicuser Forum wieder, um dort Fragen beantwortet zu finden, die mir beim Erstellen meines Podcasts hilfreich waren. Im Laufe der Zeit bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wer im Forum qualifizierte Antworten gibt und sich mit den Fragen auch wirklich auseinandersetzt.
Ein solches Forummitglied ist Stephan Streichhahn, der dort als Stephan_S immer hilfsbereit und offen Fragen beantwortet. Selbst wenn deutlich wird, dass noch ganz viel Unverständnis über die Tätigkeiten eines Toningenieurs die gestellten Fragen bestimmt, versucht Stephan mit Engelsgeduld denjenigen auf die richtige Spur zu setzen.
Das Lesen seiner Beiträge war nicht nur immer hilfreich, sondern macht auch Spaß und regt zum Mitdenken und Finden eigener Lösungen an. Dass in seinen Beiträgen auch seine langjährige Erfahrung im Musikbusiness deutlich wird, muss gar nicht extra erwähnt werden.
Ohne die Person persönlich zu kennen, baut sich beim Lesen der Beiträge in Foren unter Berücksichtigung der dabei empfangenen Informationen in einem ein bestimmtes Bild von dem Mitglied auf.
So ging mir das auch bei Stephan: kompetent, erfahren, geduldig, zielorientiert, offen für neue Ansätze, kritisch, zuweilen bissig und mit einer gewissen Affinität für Analoges und sehr qualitätsbewusst. Das war mein Eindruck, der beim Lesen seiner Firmenwebsite noch verstärkt wurde.
Ein weiteres Argument sprach noch für ihn, das ich an anderer Stelle ansprechen werde.
Stephan wird gefragt.
Foto: zur Verfügung gestellt von Stephan Streichhahn