Ein Kapitel der Studioarbeit im Studio Nord Bremen fehlt noch. Der Gesang.
Bereits am Sonntagvormittag, noch bevor die Bläser erschienen, habe ich gemeinsam mit Olli an dem ersten Song gearbeitet. Wie ich gestern kurz geschildert habe, war ich ziemlich erkältet und meine Erfahrung mit meiner Stimme machte es notwendig, nicht mit dem anstrengendsten Titel der drei Songs zu beginnen. Das wäre das Ende der Recordingsession gewesen.
Daher entschieden wir uns für den die Stimmbänder am wenigsten beanspruchenden Song und wollten den aufnehmen.
Nach einigen Trockenübungen zum Einstellen der Effektkette hörte ich Olli über den Kopfhörer fragen, ob ich schonmal in logopädischer Behandlung gewesen wäre, da meine S-Laute so lispelnd klingen würden. Verdutzt war ich schon etwas, da ich bisher noch nie auf einen möglichen Sprachfehler angesprochen wurde und nicht Duffy Duck als Spitznamen hatte. Am Ende stellte sich zu meiner großen Enttäuschung heraus, dass das Mikrofon U47 von Neumann nicht für meine Stimme geeignet war. Dabei hätte ich es so gerne verwendet. Aber wie überall ist das Leben auch bei Gesangsaufnahmen kein Wunschkonzert und das Ergebnis zählt.
Aber Olli hatte noch ein Mikroschätzchen in seinem Repertoire: das Shure SM7 B, bei dem es sich um ein dynamisches Mikro handelt, dass z.B. Michael Jackson für seine Gesangsaufnahmen verwendet hat. Was für Michael gut ist, kann für mich ja nicht schlecht sein – zudem ist das Mikro verhältnismäßig preisgünstig, so dass es sicher irgendwann meine vorhandenen Mikros ergänzen oder sogar ersetzen wird. Jetzt weiß ich ja, welches Mikro für mich gut ist.
Die Gesangsaufnahmen verliefen ähnlich wie der Rest des Wochenendes: weitestgehend ohne besondere Vorkommnisse. Olli war mit der Performance zufrieden und hatte kaum etwas zu beanstanden.
Lediglich der letzte und anstrengendste Song war echte Quälerei. Wegen der Beanspruchung durch die vorangegangenen Songs und aufgrund der starken Belastung durch den letzten Song wurde meine Stimme merklich rauher und unkontrollierbarer. Zu einem unkontrollierbarem Husten gesellte sich auch der eine oder andere Kiekser in die Darbietung. Und der Stimmumfang nahm rapide ab, so dass ich nach kurzer Zeit die hohen Töne nur mit hoher Konzentration und etwas Gewaltanwendung getroffen habe, was für die Stimme gar nicht gut ist.
Aber auch dieses Martyrium war irgendwann beendet und erschöpft ging ich zu Olli in die Regie.
Dort hat er die Songs gesichtet, bereinigt und die besten Takes für einen ersten Rohmix zusammengestellt, den ich als Trophäe mit nachhause nehmen konnte.
Außerdem hat er mir die Dateien wohlsortiert auf einen Stick gespielt, damit der Mixer damit weiterarbeiten konnte. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich ab morgen erzählen werde.
Am Ende war dieses Wochenende eines der bis dato prägendsten musikalischen Erlebnisse, die mir bisher widerfahren sind. Eine völlig neue Erfahrung und das Gefühl, mit Olaf, Hübi, Axel, Timm, Oli, Joanna und Olli etwas wirklich Gutes geschaffen zu haben, mischten sich zu einer selten genossenen Zufriedenheit, mit der ich gegen 23:00 Uhr erschöpft aber glücklich den Heimweg angetreten habe.
Weiter geht es.