Die Gesangsbox Isovox 2 könnte der beste Freund einer jeden Sängerin oder eines jeden Sängers werden und deren nachbarschaftliche Beziehungen nachhaltig merklich verbessern.
Um was geht es? Als ich vor vielen Jahren eine CD in meinem Wohn-Schlafraum meiner 30qm Studentenwohnung aufgenommen habe, war das Einspielen von Drums, Gitarre und Bass völlig unproblematisch. Die Drums kamen damals vom DR-5 von Boss. Der Bass ging direkt in ein Hughes & Kettner Tubeman und die Gitarren habe ich durch unterschiedliche Effektpedale gejagt, bis sie über den V-Twin den Weg in mein Yamaha MT8X gefunden haben.
Schwierig wurde es beim Gesang: die Wohnung hatte quasi Pappwände, so dass ich meine liebe Nachbarin immer hören konnte, wenn sie entweder „Every baby needs a Mama“ abwechselnd mit „I can’t help myself“ zelebrierte oder „Mylord“ in der Dauerschleife laufen ließ. Und zwar so laut, dass man das Gefühl hatte, als sei ihre Stereoanlage in meiner Wohnung platziert gewesen.
Leicht auszumalen, wer alles von meinen mäßigen Gesangskünsten profitieren würde.
Damals hätte ich mir eine so einfache wie geniale Erfindung, wie sie die Isovox 2 ist, gewünscht.
Bei dieser Gesangsbox handelt es sich um eine schallisolierte Box, die auf einen handelsüblichen Boxen- oder Lichtständer montiert wird und in der nur ein Kopf, ein Mikro und vielleicht noch ein Leadsheet bzw. Tablet Platz finden.
Möchte man seinen Gesangspart einsingen, steckt man seinen Kopf in die Box, verschließt die Seiten- und Rückwand, die praktischerweise mit Klett- und Reißverschlüssen angebracht sind, und legt los.
Man kann so laut und so lange singen, wie man möchte – die Nachbarschaft oder selbst das Kind im Kinderzimmer nebenan werden nichts mitbekommen. So die Idee.
Ob das so stimmt, kann ich bisher noch nicht bestätigen, aber neugierig war ich doch.
Daher habe ich mich auf den Weg zur Musikmesse Frankfurt gemacht und dort den Erfinder und Mastermind von Isovoxbooth, Philip Olssen, getroffen.
Philip, selbst Sänger, Produzent und Mixing-Engineer, hatte dasselbe Problem wie ich: wenn er in der Küche Gesangsübungen machte oder Ideen schnell aufnehmen wollte, wurde es so laut, dass sich die Nachbarn freundlich, aber bestimmt über die Geräuschkulisse beschwerten.
Also, dachte sich Philip, musste eine Lösung her. Nach der ersten Idee tüftelte er gute zwei Jahre an einer Lösung, bis der erste Prototyp der Isovox funktionierte. Denn, so erzählte mir der sympathische Schwede, einfach nur Dämmmaterial zu einer Box zusammennähen war zu kurz gedacht. Das Ergebnis war nämlich dumpf und beeinflusste das aufgenommene Gesangssignal negativ.
Nach vielen Versuchen und durcharbeiteten Nächten fand Philip die richtige Kombination aus vier unterschiedlichen Materialien, die den Schall so dämpfen, dass nach außen kaum etwas zu hören ist. Zudem sorgt dieser Materialmix dafür, dass in der Kabine gerade soviel Reflexionen entstehen, dass der Gesang genauso frisch aufgenommen wird, wie er vom Sänger produziert wird.
Eher skeptisch war ich, als Philip zum Beweis in die Box ging und bei geöffneten Seiten- und Rückwänden sehr laut einige Töne sang. Dann schloss er die Kabine und sang erneut. Und was soll ich sagen: mehr als flüsterleise Geräusche waren nicht zu hören. Natürlich ist zu berücksichtigen, dass die Geräuschkulisse der Messe den Beweis beeinflusst haben, aber der Unterschied war erstaunlich, geradezu faszinierend.
Dann war ich an der Reihe und sollte die Box testen. So setzte ich mir die Kopfhörer auf und Philip verschloss die Seiten und die Rückwand. Dunkel wurde es dank eines LED-Bands an der Frontseite der Box nicht und nach unten hatte ich einen freien Blick. Schön auch, dass man direkt unter der Box einen Tablet-Halter anbringen kann, so dass auch eine Fernsteuerung der DAW möglich ist, wenn man sich in der Box befindet.
So startete ich die Aufnahme und sang ein paar Zeilen. Das Gesangsgefühl war super, die aufgenommenen Töne klangen weder dumpf noch matschig oder tot. Klar, es fehlte Raum, was aber zu vernachlässigen ist. Auch das befürchtete Gefühl der Beklommenheit durch die offensichtliche Enge stellte sich nicht ein.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Philip Olssen mit seiner Isovox 2 eine erstklassige Unterstützung für jeden Sänger erfunden hat, der nicht mit einem eigenen schallisolierten Studio gesegnet ist. In erster Linie denke ich an Hobbymusiker oder semiprofessionelle Musiker, die sich in der eigenen Wohnung eine Homerecordingecke eingerichtet haben und sich nicht trauen, laut zu singen oder aber sich trauen und dadurch ein belastetes Verhältnis zu ihren Nachbarn haben.
Solche Probleme dürften Schnee von gestern sein, wenn man eine Isovox 2 besitzt. Und eines darf man auch nicht vergessen: das Selbstvertrauen beim Singen steigt, wenn man unbelastet ohne Hintergedanken, wen man jetzt gerade stören könnte, seine Songs aufnimmt.
Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor dem jungen Erfinder Philip Olsson aus Schweden, der mit seiner Isovox 2 vielen Musikern neue Möglichkeiten eröffnet.
Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Philip Olssen