Obwohl ich nach den ersten Gehversuchen in unterschiedlichen Bands kaum noch Rock’n Roll gespielt habe, weil es sich kaum lohnte, Rock’n Roll mehr als nur zwischendurch in einem Party-Set anzubieten, war dieses Genre für mich nie gestorben. Immer wieder gab es auch Interpreten, die diese ursprüngliche Form der Musik erfolgreich dargeboten haben.
Auf der Hochzeit meines Bruders sinnierte ich mit dem Diskjockey (mit dem ich über einige Jahre auch gemeinsam Musik gemacht habe) darüber, dass ich mal wieder etwas ganz Neues ausprobieren wollte. Obwohl ich eigentlich etwas ganz Anderes im Hinterkopf hatte, war seine erste Vermutung „Rock’n Roll?“. Ich hatte mir wohl einen Ruf erarbeitet. Nein, das möchte ich nicht, erwiderte ich ganz ehrlich. Aber dieser Pfeil saß.
Immer wieder dachte ich darüber nach, ob ich wieder etwas mit Rock’n Roll versuchen sollte und wie Rock’n Roll dann aussehen sollte. Vor allem gab es ja genügend Coverbands, die dieses Genre bedienten. Aber eines hatten sie alle gemeinsam: für sie war Rock’n Roll Teddyboy-Musik mit pomadiger Elvistolle. Nicht, dass ich falsch verstanden werde: ich habe nichts gegen Teddyboys, Rockabillies, Psychobillies oder gar gegen Elvis. Überhaupt nicht! Deren Musik gefällt mir auch ausgesprochen gut. Aber ich möchte etwas Anderes machen.
Mir fiel das Jahr 1998 ein. In dem Jahr waren Jerry Lee Lewis, Little Richard und Chuck Berry in der Bremer Stadthalle zu Gast. Dieses Konzert war unglaublich. Nicht nur, dass ich in der ersten Reihe direkt hinter der Absperrung stehen durfte. Vor allem die Show von Little Richard mit Saxophonisten, Posaunisten und Trompetern aber auch mit Tänzern (SIC!) begeisterte alle Anwesenden.
Noch mehr begeisterte mich Chuck Berry, dem es als Frontman gelang, die ganze Bühne zu füllen. Klar, er hatte einen Trommler, einen Bassisten und einen Pianisten dabei, aber die waren unsichtbar, wenn Chuck sang und Gitarre spielte – letzteres war leider nicht mehr so filigran, wie zu früheren Zeiten. Aber er war zu dem Zeitpunkt auch schon über 70 – wer weiß, wie es bei mir in 25 Jahren aussieht, zumal ich noch nie so filigran wie er gespielt habe.
So etwas sollte es also sein. Eine Live-Band, mit der ich Rock’n Roll spiele. Das Rezept soll ganz einfach sein:
Man nehme das Beste aus Chuck Berry und Little Richard und vermische dies zu einer explosiven Performance.
Foto: Dirk Neujahr