Seit ich ein kleiner Junge bin, finde ich Rock’n Roll gut. Meinen Eltern bin ich dafür dankbar, dass sie mir schon frühzeitig die Möglichkeit gegeben haben, mich mit dieser Musik auseinander zu setzen.
Meine erste Erinnerung an den Umgang mit Musik war das Akkordeonspiel meines Vaters. Nicht, dass mir der Klang dieses Instruments von Anfang an gefallen hätte – regelmäßig wird zu Geburtstagen oder zu Weihnachten eine Geschichte erzählt, nach der mir beim ersten Klang aus aus dem Akkordeon die Tränen in die Augen schossen. Allerdings wohl nicht vor Rührung, was was mein Vater außerordentlich bedauerte. Aber unter anderen Liedern spielte er auch „Rock around the clock“ mit dem für den Rock’n Roll typischen Basslauf. Dieser Lauf hat mir geradezu instinktiv imponiert.
Als ich fünf Jahre alt war, bekam ich zu Weihnachten einen Plattenspieler geschenkt, auf dem neben den üblichen Märchen auch Singles, die meine Mutter aus ihrer Teeniezeit in die Ehe mitgebracht hatte, gespielt wurden. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass ich bereits damals erste Erfahrungen als Discjockey machte, der vor einem imaginären Publikum die größten Hits der schon damals als Oldies klassifizierten Songs spielte und moderierte.
Später hörte ich gemeinsam mit meinen Eltern Fats Domino, die frühen Rolling Stones und Chuck Berry. Gerade Chuck Berry hat mich nachhaltig beeindruckt und beeinflusst.
Als ich mit 13 Jahren begann, Konzertgitarrenunterricht zu nehmen, fand ich die Etuden von Ferdinando Carulli und Fernando Sor zwar interessant, aber sie erreichten mich nicht. Darum habe ich mir nebenbei als erstes den Rock’n Roll typischen Basslauf (in E-Dur) und die ersten Bluesakkorde (auch in E-Dur) beigebracht. Als ich diese ersten Lernerfolge stolz meinem Gitarrenlehrer präsentierte, wedelte er mit seinem Ledertuch, das er zum Reinigen seiner Konzertgitarre verwendete, über meine Greifhand, rollte mit den Augen und warf mir ein entrüstetes „Teufelsmusik“ entgegen.
Ich war also auf dem richtigen Weg.
Meine Schule hat 1986 im Rahmen einer Projektwoche ein Rock Projekt angeboten. Meine Bewerbung war erfolgreich und wir haben eine Woche jeden Tag musiziert. Das Beste an der Projektwoche war allerdings, dass kurz vor deren Beginn mein Vater mit einer E-Gitarre nachhause kam: ein gebrauchter SG Standard Nachbau. Das war aus meiner damaligen Sicht das beste Instrument, das je gebaut wurde. Aus meiner heutigen Sicht sieht das zwar etwas anders aus, aber das Instrument war schon von einer besonders guten Qualität und ließ sich prima bespielen.
Über die folgenden Jahre hat sich an meinem Equipment immer wieder etwas geändert. Auch die Bands und musikalischen Gelegenheiten wechselten immer wieder. Was aber blieb, ist der Drang, den für den Rock’n Roll typischen Basslauf zu spielen oder die für Chuck Berry typischen Bluesakkorde.
Weiter geht es morgen…
Foto: Dirk Neujahr