Vor ein paar Wochen erreichte mich eine E-Mail aus Sachsen, konkret aus Dresden. Martin Seidel, Singer/Songwriter, fragte, ob ich mir einmal sein aktuelles Album anhören und etwas darüber schreiben möchte.
Bekanntlich ist neben dem Album auch der Künstler oder die Band, die dahinter steht, Gegenstand der Berichterstattung und sollte nicht zu kurz kommen. Daher berichtete Martin kurz über seinen musikalischen Werdegang, der einen aufgrund seiner Fülle aufhorchen lässt.
Schon als kleiner Junge hat er immer gesungen. Zunächst zu Hause mit seiner Mutter und später in der Musikschule und in Chören. Seit er 14 Jahre alt ist, ist er auch in unterschiedlichen Bands unterwegs. Hat Martin im Kindes- und Jugendalter die Musikschule besucht,wo er Unterricht in Blockflöte, Musiktheorie, Gesang und auch kurz Klavier erhalten hat, brachte er sich das Gitarrespiel später selbst bei. Seit der achten Klasse sang und spielte er in Bands. Nach der Auflösung der The Barley Brothers, mit denen er bereits erste Erfolge erzielen konnte, hat er nach deren Auflösung begonnen, sein Soloprojekt zu entwickeln. Wer an weiteren Details zu seinen umfangreichen musikalischen Aktivitäten interessiert ist, kann sich auf seiner Website einen Überblick verschaffen.
Erwähnenswert ist, dass Martin Seidel sein Album Comin’ Home selbst in seiner spärlichen Freizeit produziert. Hinter ihm stehen zwar unterschiedliche Partner und Freunde, aber kein Label. Sozusagen unsigned entstand Comin’ Home unter seiner Regie.
Das Album Comin’ Home hat er nach einiger Vorbereitungszeit im Sommer 2016 mit einigen Freunden und Weggefährten aufgenommen und produziert.
Seit dem promotet Martin dieses Album vor allem, aber nicht ausschließlich, über das Internet. So gibt es neben seiner Website noch das obligatorische Facebook, einen YouTube-Kanal, ein Tumblr-Blog, einen Bandcamp-Account sowie die Möglichkeit, über Spotify oder Soundcloud einen Eindruck seines Schaffens zu erhalten.
Außerdem spielt Martin Seidel auch live:
16.08.2017 – Scheune, Dresden (10 Jahre scheune e. V.)
22.11.2017 – Restaurant Lindenfels, Leipzig
23.02.2018 – Jeaney’s Live Music Pub, Fürstenfeldbruck
24.02.2018 – Glasbau, Pfarrkirchen (tbc)
28.02.2018 – Blue Note, Dresden
01.03.2018 – Mühlkeller, Leipzig (LIVE² – Singer Songwriter Salon)
Etwas Besonderes ist Martins Songwriter’s Club, zu denen er regelmäßig Gäste einlädt, mit denen gemeinsam einen Abend gestaltet und musiziert:
11.09.2017 – Say Meow @ Blue Note, Dresden
09.10.2017 – Stina Mari & Band @ Blue Note, Dresden
26.10.2017 – Robert Graefe @ &Rausch, Dresden
13.11.2017 – Susann Großmann @ &Rausch, Dresden
11.12.2017 – Whysker @ Blue Note, Dresden
28.12.2017 – Tell Me More @ &Rausch, Dresden
Stilistisch ist das Album Comin’ Home schwer einzuordnen – was es nicht schlecht macht. Ganz im Gegenteil, es wird dadurch ziemlich interessant. Beginnend mit dem Opener Comin’ Home, das sowohl das allererste Lied überhaupt zum Projekt bereits 2001 entstand und gleichzeitig Namensgeber für das Konzept hinter dem Album, gibt es einen typischen Singer/Songwriter-Song, der maßgeblich aus Gesang und Gitarre besteht. Nur an einigen Stellen wird das Stück, das durch seine ungewöhnlichen Akkordfolgen und den Gesangsstil ein wenig an die frühen Oasis erinnert, durch eine leise Orgel unterstützt.
Aber schon der dritte Song “Like you” hätte auch ein neues Arrangement eines Metallica Songs sein können.
Insgesamt trägt eine sich durch jeden Song ziehende Melancholie das gesamte Album, das immer wieder durch stilistische Überraschungen auffällt. Mal ist ein Cello, das seinen Gesang unterstreicht, mal ist es eine Trompete, die bei “Little Sister (Crazy Soul)” das folkoristische Element verstärkt.
Für den einen oder anderen ist das Album bestimmt gewöhnungsbedürftig, aber clever aufgebaut, durchdacht im Songwriting und überraschend im Arrangement. Denjenigen, die sich gern abseits des Mainstreams bewegen, sei das Album zum Hören nahegelegt.
Fotos: Ludwig Schmutzler