Der Jazzmusiker Johannes Enders veröffentlicht mit Enders Room das Doppelalbum – Dear World / Hikikomori.
Was für ein Wochenende. Der Frühling hält nun mit ganzer Kraft Einzug und umso schwerer fällt es einem, Kontaktverbot und Drang in die Natur zur Übereinstimmung zu bringen. Während mit dieser Situation einerseits vernünftig umgegangen wird, scheint aggressives Verhalten zwischen den Menschen zuzunehmen, sobald jemand den empfohlenen Mindestabstand nicht einhält oder gar wagt, einmal zu husten.
Zwei Welten in Übereinstimmung zu bringen ist auch das Anliegen von Johannes Enders, der mit Dear World einen Electric Room schafft und darin Stücke, die er im Kern allein produziert und nur in Teilen von den Kollegen verändern lässt.
Im zweiten Teil des Albums, Hikikomori (das wohl aus dem Japanischen komme und Menschen beschreibe, die schrittweise den Kontakt zur Außenwelt abbrechen, um sich in einen Kokon des Selbzbezugs zurückzuziehen) nimmt Enders Room den Faden auf. Hier testet Johannes Enders die Möglichkeiten eines zeitgemäßen Arrangierens und nimmt Motive wieder auf und führt sie weiter, um das Synthetische im analogen Naturklingenden auflösen zu lassen.
Er schließt somit auch den Kreis des zunächst verwirrend erscheinenden Titelthemas. Johannes Enders verfolgt damit eine für ihn ganz einfache Formel:
Je mehr analoge, akustische, individuelle Kraft, desto mehr Jazz.
Ralf Dombrowski, 2020
Und tatsächlich wirkt Hikikomori vollendet, kann aber nur in Symbiose mit Dear World bestehen, da Hikikomori ohne diesen ersten Teil nicht extistent wäre.
Enders Room Album Dear World/ Hikikomori ist eine wahre Herausforderung für das einfache musikalische Strukturen gewöhnte Ohr, offenbart aber eine ganze Größe, wenn man bereit ist, den schweren Weg zu gehen.
Enders Room sind:
Johannes Enders
Bastian Stein
Michael Acher
Paula Enders
Jean-Paul Brodbeck
Karl Ivar Refseth
Wolfgang Zwiauer
Gregor Hilbe
Foto: mit freundlicher Genehmigung cubus-music
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