Als dann der erste Mix von Stephan Streichhahn bei mir eintraf, wollte sich nach dem Anhören die Euphorie der Vorfreude erst einmal gar nicht fortsetzen.
Nicht, dass der Mix nicht klang oder schlecht war oder völlig abseits von dem lag, was ich mir vorgestellt hatte. Es fehlte mir der Wumms, den ich mir erhofft hatte. Ich spürte keine Energie.
Es war alles da, was wir aufgenommen hatten – aber dieses Gefühl, das sich vielleicht am besten mit einer aufgehenden Sonne beschreiben lässt, stellte sich nicht ein.
Aber man muss natürlich dazu sagen, dass es sich bei einem ersten Mix auch immer nur um einen ersten Entwurf handelt oder besser handeln kann, damit sowohl der Toningenieur als auch ich wissen, in welche Richtung sich die Arbeit entwickeln soll.
Arbeit ist dabei ein gutes Stichwort. Ich hätte im Vorfeld nicht gedacht, dass das Gegenhören, Notizen machen, diese ausformulieren und an Stephan schicken, um dann darüber zu diskutieren, so anstrengend sein kann. Irgendwann ist dann auch immer der Punkt erreicht, an dem das Ohr und auch der Kopf nicht mehr mitspielen wollen. Dann ist eine Pause das Werkzeug der Wahl, um anschließend mit frischen Ohren und freiem Kopf weitermachen zu können. So war das auch nicht nur einmal bei mir. Irgendwann hörte ich die Flöhe husten und Dinge, die gar nicht vorhanden waren. Stephans Hinweis, den Song einfach mal eine Nacht liegen zu lassen, war sehr dem Produktionsprozess sehr zuträglich.
Tatsächlich weiß ich gar nicht, inwiefern ich Stephan mit meinen Fragen und Anmerkungen genervt habe. Vorstellen kann ich mir schon, dass er sich in Berlin die Haare über meine zum Teil vielleicht auch unprofessionellen Hinweise nicht nur einmal gerauft hat.
Aber wir waren tapfer und kämpften uns mit einem klaren Ziel vor Augen durch verschiedene Versionen des ersten Songs, der dann auch als Vorlage bzw. Template für die beiden anderen Songs dienen sollte. Stephan mischte, ich kommentierte, Stephan kommentierte zurück, wir telefonierten und besprachen und am Ende stand der erste Song so, dass wir beide zufrieden waren. Für mich kann ich die Zufriedenheit mit Sicherheit zum Ausdruck bringen und für Stephan spreche ich einfach mal. Der Mix ist richtig gut geworden.
Also so richtig gut, inklusive aufgehender Sonne.
Foto: Charles Young
Stephan Streichhahn meint
Ähm- nee du, das war ein ganz normaler Prozess.
Die Haare raufe ich mir, wenn jemand Forderungen stellt, die die Aufnahmen einfach nicht hergeben (und mir dann womöglich noch mit gemasterten Top Produktionen kommt, die ja schließlich übertroffen werden müssten). Das war bei dieser Produktion nie der Fall.
Und ich muss hinzufügen dass ich die Mixe auch wirklich ohne jeden Lautmacher oder andere Eindruck erweckenden Mastering Simulationen herausgegeben habe.
Das ernüchtert fast jeden zunächst, schärft aber im weiteren Verlauf den Fokus auf die Inhalte.