Heute komme ich zu einem Kapitel in der Reihe, das mir besonders viel Spaß gemacht hat.
Seit einiger Zeit bemerke ich, dass Vinyl – also die echte Schallplatte – wieder so beliebt ist, dass sogar der hiesige Elektromarkt zumindest ein Regal mit Schallplatten führt, in dem man mit Zeige- und Mittelfinger so stöbern kann, wie es vor 35 Jahren allgemein üblich war.
Im vergangenen Sommer – schade, dass der Virenangriff vom März meine alten Beiträge vernichtet hat – war ich bei Bear Family Records zum Sommerfest und habe mir dort seit bestimmt 25 Jahren das erste Mal wieder Schallplatten gekauft.
Während alte Alben eigentlich relativ leicht als Vinyl verfügbar sind, war es bis vor kurzem bei Neuerscheinungen noch unüblich, dass die Künstler oder Firmen eine Veröffentlichung in Vinyl in Erwägung zogen.
Doch die Zeiten ändern sich und so bekam ich im vergangenen Dezember das aktuelle Album von Sting als blaue Schallplatte.
Lange Rede kurzer Sinn: Vinyl finde ich gut.
Und Jan von 21Mastering bietet etwas ganz Besonderes an: er schneidet für Kleinauflagen auch Vinylplatten. Man erhält bei Bestellung also bspw. eine 12″ LP. Allerdings ist die dann nicht gepresst, wie es die großen Werke bei den Großauflagen machen und wie man es als Privatanwender gewohnt ist. Sondern in diesem Fall wird richtig handwerklich gearbeitet und in reinster Handarbeit ein Rohling aus Vinyl mit einem Schneidestichel geritzt, so dass die zur Klangübertragung notwendigen Rillen in der erforderlichen Tiefe und Breite entstehen.
Um nicht missverstanden zu werden: der Schneidestichel sitzt auf einer besonderen Vorrichtung, die manuell justiert werden muss. Jan sitzt nicht abends beim Fernsehen und schnitzt mit dem Stichel Rillen in den Rohling.
Dieses Video von 21 Mastering verdeutlicht, was passiert.
So eine Platte wollte ich auch und habe sie bestellt. Interessant ist noch, dass Jan und ich vereinbart haben, alle drei Songs auf eine Seite zu legen, damit man nicht umdrehen muss, was bei drei Songs eher nervig gewesen wäre. So erwartete ich ein Schallplatte, die auf einer Seite über Rillen verfügt und auf der anderen Seite komplett glatt sein würde. Crazy.
Wie verabredet traf meine Lieferung ein, aber oh je. Die Platte knisterte wie ein Lagerfeuer. So schlimm sogar, dass das Knistern zum Teil lauter war als das eigentliche Tonsignal.
Weil ich vermutete, dass vielleicht bei der Produktion etwas schiefgegangen war, kontaktierte ich Jan, der wie gewohnt sehr schnell antwortete und meine Bedenken zerstreuen konnte: vermutlich – das zeigte ihm seine Erfahrung mit dem Versand seiner Dubplates – laden sich die Scheiben beim Postversand irgendwo statisch auf. Die Platte ist also nicht kaputt oder verstaubt, sondern statisch aufgeladen. Diese Aufladung kann man mittels Anti-Statik-Spray vermindern bzw. rückgängig machen.
Also bestellte ich mir das von Jan empfohlene Spray und wartete gespannt auf dessen Ankunft. Und siehe da, nach einer ersten Behandlung war das Knistern merklich geringer geworden. Eine zweite Behandlung einige Zeit später hat das Knistern fast komplett verschwinden lassen.
Da die Platte, wenn man keinen Druck bestellt, in einer unbedruckten komplett weißen Hülle ausgeliefert wird, habe ich jetzt mein eigenes Weißes Album.
Echt nicht schlecht, so eine eigene Platte.
Foto: zur Verfügung gestellt von Jan Pinning
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