Meine Frau ist seit vielen Jahren von der Band Queen begeistert und hat mich – man muss sagen – wieder infiziert. Das erste Mal war ich 1986 von Queen angetan, als ich mir deren erstes Greatest Hits Album kaufte.
Interessant fand ich schon immer den Sound, den Brian May mit seiner Gitarre fabrizierte. Fasziniert war ich von der Vielfältigkeit, die von glasklaren Cleansounds bis zu grollenden Zerrsounds reichten. Hinzu kamen seine mehrstimmigen Passagen, die Streichersätzen nachempfunden sind und natürlich die eingängigen Riffs, die heute zum Erbe der Rockmusik gehören.
Queen war ab dem Zeitpunkt immer präsent, aber erst im letzten Jahr gelang mir eine konzentrierte Auseinandersetzung mit deren Werk. Im Zuge derer stieß ich auch auf die Geschichte der Red Special, Brian Mays bereits Anfang der 60er Jahre konzipierte und mit seinem Vater gemeinsam gebaute Gitarre, die er auch heute noch spielt und die fast ausschließlich für den guten Gitarrenton auf den Queen-Alben und seinen Solo-Alben verwendet wurde.
Viele Gerüchte und Halbwahrheiten ranken um die Gitarre und finden sich zum Teil auch im Internet wieder. Fakt ist jedoch, dass Brian May die Gitarre von Grund auf selbst entworfen und umgesetzt hat. Dabei hat er beispielsweise mit seinem Vibratosystem Pionierarbeit geleistet. Auch die Einzelschaltung jedes einzelnen Tonabnehmers und die Möglichkeit zur Phasenumkehrung war wohl damals neu.
2014 hat Brian May ein von ihm selbst verfasstes Buch veröffentlicht, das Schluss mit allen Spekulationen macht und die ungeschönte Wahrheit über die Red Special preisgibt: Brian May’s Red Special.
Auch als Nichttechniker ist man von Brian Mays Schilderungen schnell in den Bann gezogen und verschlingt das Werk geradezu. Die vielen Fotos und originalen Illustrationen verschaffen einem eine Ahnung davon, wieviel Arbeit in diesem Instrument steckt. Nicht nur echte physische Arbeit, wie das Feilen von Mutters Perlmuttknöpfen zu Griffbrettinlays oder das Anfertigen der rollenden Saitenführungen in der Bridge, auch die theoretischen Überlegungen zur Phasenumkehr oder Reihenschaltung der Pickups haben mich begeistert.
Diese Ideen habe ich versucht auf meine Gitarre zu übertragen und habe neben den notwendigen Restaurierungsarbeiten die folgenden Punkte zur Diskussion gestellt: parallele Saitenführung auf der Kopfplatte (das macht eine Modifikation der vorhandenen Kopfplatte notwendig, da die Saiten aktuell in einem leichten Winkel vom Sattel zu den Mechaniken geführt werden), drei Single Coils, die einzeln ein- und ausgeschaltet werden können (bei den üblichen 5-Punkt-Schalter kann man zwar die nebeneinander liegenden Single Coils zusammenschalten, aber es ist nicht möglich, Steg- und Hals-Single Coil zusammen zu betreiben). Und so eine Phasenumkehr ist schon schön – eine meiner Gitarren, die Burns Black Scorpion, hat eine solche und gibt einen schönen nasalen Ton von sich, wenn die beiden Humbucker phasenverdreht arbeiten.
So war der Plan, als ich mich das erste Mal zu Karsten begab, um mit ihm die nächsten Schritte zu besprechen.
Foto: Buchcover “Brian May’s Red Special“
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