Um es gleich vorweg zu nehmen: einen ähnlichen Artikel zum Daniel D. von Reußenzehn gab es bereits vor rund zwei Jahren. Aufgrund eines Virenbefalls musste musicampus im vergangenen Jahr bei Null anfangen und viele interessante Artikel und Interviews sind leider verloren gegangen.
Einige der Artikel werden in der Zukunft unregelmäßig wiederbelebt. Begonnen wird heute mit einem Artikel zum legendären Gitarrenbooster Daniel D. aus dem Haus Reußenzehn.
Vor rund 25 Jahren wurde in einer bekannten deutschen Zeitschrift, die über Gitarren und Bässe berichtet, auf den Booster Daniel D. hingewiesen. Der Bericht las sich so interessant, dass ich mich damals gleich auf den Weg zum hiesigen Musikalienhandel machte, um das Wunderkistchen zu bestellen. Internet gab es damals noch nicht und Reußenzehn belieferte direkt die Musikhäuser.
So dauerte es nicht lange und ich konnte den Booster auf meinem Pedalboard verbauen. Der Grund für den Einsatz war ganz simpel: weil ich mit Volumepedals im Eifer des Gefechts eines Live-Auftritts nicht zurechtkomme, aber einen durchsetzungsfähigen Solo-Sound für meine Gitarre brauchte, kam der Daniel D. gerade gelegen. Mit seiner Röhrenschaltung und seinem einfachen Design frischte er das Gitarrensignal erheblich auf und boostete es in Solosituationen zu einer neuen Durchsetzungsfähigkeit. Gut gefiel mir, dass der eigentliche Charakter des Tons nicht durch übermäßige Sättigung verzerrt wurde, sondern der Ton einfach nur durchsetzungsfähiger wurde.
Ein schöner Nebeneffekt war, dass er einigen Gitarren geradezu neues Leben einhaucht, die mit einem schwachen Ausgangssignal zu kämpfen haben.
Mit viel Freude hat mich Daniel D. über mehrere Jahre live und im Proberaum begleitet. Dann allerdings fristete er ein eher trauriges Dasein: meine eigentliche Band gab es für einige Jahre nicht mehr und für gewisse Einsätze brauchte ich ein flexibleres Equipment. Will sagen: ich wollte nicht mehr mit AC30, 2×12 Box, Pedalboard usw. unterwegs sein und habe mir eine Zeit mit digitalem Equipment geholfen. Das war auch gut – alles hat eben seine Zeit.
Seit gut drei Jahren – die moderne Entwicklung kleinerer und leistungsfähiger Verstärker macht es möglich – spiele ich wieder mit weitestgehend analogem Equipment. Und in diesem Zusammenhang kam auch der Daniel D. wieder zum Einsatz, denn das filigrane Spiel mit einem Volumenpedal in einer Live-Situation ist immer noch nichts für mich.
Aber ach, der Daniel D. gab kein Lebenszeichen mehr von sich: der Schalter schien durchgetreten und der Ton aus dem Daniel war mal dünn, mal britzelig, mal gar nicht da. Vielleicht war es auch die Röhre, die zu dem Zeitpunkt bereits mehr als zwei Jahrzehnte alt war.
Eine schnelle telefonische Kontaktaufnahme mit dem hessischen Elektronik- und Röhrenspezialisten Thomas Reußenzehn persönlich verdeutlichte: Daniel muss nach Hessen.
Gut verpackt machte sich Daniel D. auf den Weg nach Frankfurt und es dauerte nicht lang, bis sich Thomas Reußenzehn meldete und mitteilte, dass Daniel repariert werden könne. Gesagt getan, denn dem Ingenieur ist nichts zu schwör – und so nahm ich kurze Zeit später ein Päckchen in Empfang, in dem sich ein erstklassig überarbeiteter Gitarrenbooster befand.
Sogar die seit einigen Ausbaustufen übliche Leuchte wurde meinem Daniel D. spendiert. Und der Reparaturpreis hielt sich sehr in Grenzen – zu dem Preis hätte ich keinen neuen Daniel D. bekommen. Und auf 20 Jahre verteilt war der Preis geradezu vernachlässigbar.
Mein Mitstreiter Matthias war so begeistert vom wiedererstarkten Daniel D., dass auch er einen auf sein niegelnagelneues Analogpedalboard schraubte und seitdem begeistert benutzt.
Zusammenfassend lässt sich sagen: die Produkte aus dem Hause Reußenzehn allgemein und speziell der Daniel D. sind phänomenal. Handgefertigte Ingenieurskunst aus Hessen, die das Leben als Musiker erheblich angenehm macht.
Foto mit freundlicher Genehmigung von Thomas Reußenzehn
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