Brian May, Queen Gitarrist, promovierter Astrophysiker, Tierschützer und Unterstützer der Stereoskopie hat einen Treble Booster der ganz besonderen Art veröffentlicht.
Dass Brian May seine Red Special nicht ohne Treble Booster und modifizierten Vox AC30 Amps spielt, dürfte jedem bekannt sein, der sich ein wenig mit dem besonderen Sound des Ausnahmegitarristen befasst hat. Und weil er seinen Sound ständig verbessern wollte, hat Brian May in seiner langen Karriere verschiedenste Treble Booster verwendet – der bekannteste dürfte der Dallas Range Master sein.
Aktuell verwendet Brian May wohl einen Strap Treble Booster der Fa. KAT (Knight Audio Technologies) des Elektroniktüftlers Nigel Knight, da die physikalischen Besonderheiten eines Treble Boosters es notwendig machen, dass die Gitarre direkt in den Treble Booster gespielt werden muss. Noch vor einem evtl. zu verwendenden Funksender. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Gitarre richtig mit dem Treble Booster kommuniziert.
Weil mein Elektronikstudium noch in weiter Ferne liegt, verlasse ich mich auf die Beschreibungen auf der Seite von Brian Mays Shop.
Vor einigen Monaten fiel mir der Treble Booster Classic auf Brian Mays Shop Seite auf.
Mich faszinierte der Ansatz, dass man mit dem Treble Booster Classic im Grunde gleich drei unterschiedliche Treble Booster erhält: einen, der der Charakteristik des Treble Boosters entspricht, den Brian May in den 70er Jahren verwendet hat, einen der die Charakteristik emuliert, die er in den 80er Jahren benutzte und zum Schluss die Charakteristik, die Brian May in den 90er Jahren am liebsten spielte (Greg Fryer Strap Booster).
So sehr ich auch meinen Vox AC30 liebe, den ich Anfang der 90er kaufte und der vom Bremer Urgestein Manfred Reckmeyer so modifiziert wurde, dass man den typischen Zerrklang auch ohne unmittelbar einen Hörschaden zu riskieren erreicht – es gelang mir nie, die quasi undefinierten tiefen Mitten und Bässe in den Griff zu bekommen. Irgendwas rumpelte und pumpelte es sowohl live als auch bei Aufnahmen immer.
Und so einen typisch singenden Ton habe ich trotz meines unlängst aus der Taufe gehobenen Biests (ich berichtete über die Neugestaltung eines 70er Jahre Morris Nachbaus einer SG Standard) nie richtig hinbekommen. Leider war es so, dass ich mit meinen Gitarrenamp Simulationen und auch mit einem Galileo von Catalinbread „authentischere“ Ergebnisse erzielen konnte.
Da bot es sich geradezu an, ein Auge auf den von Brian May mit seinem BMG Siegel versehenen Treble Booster zu werfen.
Leider war der mit £249,00 (ohne Versand, aber mit USt) nicht gerade günstige Treble Booster als „currently sold out“ gekennzeichnet. So schaute ich mich in den darauffolgenden Wochen immer mal wieder auf der Shop Seite um, bis plötzlich ein Hinweis zu sehen war „available early June 2019“.
Das hüpft das Herz und ich habe mich gleich beim Newsletter registriert, der mir Bescheid geben sollte, wann ich den Treble Booster in Brian Mays Shop bekommen könnte.
Aber es kam kein Newsletter und aus „available early June 2019“ wurde Mitte Juni dann „available June“. Ernüchterung machte sich breit, aber noch war nichts verloren.
In der vergangenen Woche dann schaute ich nichtsahnend vorbei und sah, dass der Treble Booster verfügbar war. Erst noch kurz zögerlich, aber dann mit der Überzeugung eines beutesicheren Jägers, schlug ich zu.
Kurz nachdem ich die Bestätigungsmail vom Brian May Guitars Shop erhielt, bekam ich auch den Newsletter, dass der Treble Booster nun erhältlich sei.
Ernsthaft und ungelogen: ich habe ca. eine halbe Stunde später noch einmal auf der Shop Seite vorbeigeschaut. Da war der Treble Booster schon wieder mit „currently sold out“ markiert. Unglaublich.
Donnerstag vergangener Woche erhielt ich die Versandbestätigung gestern kam die kleine Kiste bei mir wohlbehalten an. Gerne hätte ich gewusst, wieviele von den Treble Booster verkauft wurden. Mein Exemplar hat die Nummer #64. Aber 64 von was? 75, 100, 2000?
Leider hielt sich der – übrigens schnell reagierende und freundliche – Kundendienst auf Nachfrage bedeckt. Es wurde aber darauf hingewiesen, dass der Treble Booster weiter verkauft wird – nur, dass er eben momentan ausverkauft sei.
Flugs legte ich eine 9V Batterie ein (die soll 500 Stunden halten, wenn man nach Gebrauch artig die Klinkenstecker zieht) und machte den Treble Booster einsatzbereit. Auch wenn meine Konfiguration momentan so aussieht, dass ich vom Vox in den Palmer PDI-03 (19″) und von dort über einen Audient ID22 direkt in den iMac gehe: der Einsatz hat sich bezahlt gemacht.
Der Treble Booster frischt das Signal sehr merklich auf. Der Mumpf der tiefen Frequenzen wird beseitigt, einzelne Töne werden hervorgehoben und die Gitarre singt. Und dann kommt da ja noch die Besonderheit des Einsatzes des Volumenpotis an der Gitarre. Nur damit kann man herrlich die Zerrgrade von geradezu clean bin lead Zerrung stufenlos einstellen. Nur mit der Anschlagstärke lassen sich weitere Nuancen herauskitzeln.
Lediglich die unterschiedlichen Modi für die Charakteristiken scheinen eher subtiler Natur als offensichtlich zu sein. Mit meiner Konfiguration kann ich den Unterschied der drei vorgeschlagenen und Charakteristika bisher nur erahnen. Vielleicht braucht man dazu doch zwei atmende 12″ Celestions, die dann das ganze Spielgefühl verstärken. Das wollte ich meinen Nachbarn gestern Abend nicht antun, auch wenn ein abendliches gratis Rockkonzert nicht per se etwas Schlechtes ist.
In den kommenden Wochen werde ich mich eingehend mit dieser kleinen Zauberkiste beschäftigen und mich wohl noch manches Mal fragen, warum ich nicht schon früher darauf gekommen bin, mir für mein altgedientes Arbeitspferd (AC-30) einen Treble Booster anzuschaffen.
Interessant könnte es auch werden, den Treble Booster mit Thomas Blugs Amp1 (1. Generation) zu testen.
Bisheriges Fazit: ich bin begeistert und gespannt, ob sich die unterschiedlichen Charakteristika beim „Echteinsatz“ zeigen.
Habt Ihr auch Erfahrungen mit Treble Boostern gemacht? Schreibt sie in die Kommentare!
Weitere Infos:
Brian May Guitars
KAT (dort wird übrigens gerade an einer Replika des legendären Deacy Amps getüftelt)
Biest (von einer 70er Jahre Morris zum Unikat)
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